Wer in einer Großstadt mit Kindern lebt, wird sie kennen: Kinder-Cafés oder Mutter-Kind-Cafés oder Eltern-Kind-Cafés oder Papa-Läden oder wie auch immer sie heißen. Sie sind besonders im Winter sehr beliebt, da sie eine warme Alternative zum nass-kalten Spielplatz darstellen. Außerdem befriedigen sie das nie nachlassende Bedürfnis von Mamas nach Latte Machiato, Double-Choc-Mochachino oder Green-Chai-Latte.
Ich war auch mal in so einem Café. Allerdings auch wirklich nur genau ein Mal. Seitdem klinke ich mich höflich aus, wenn am Wochenende die Planung in diese Richtung geht. Und das liegt nicht an diesen Cafés oder an den Müttern, die diese so gerne besuchen. Es liegt einzig und allein an mir. Es ist mir zu laut, zu vierenverseucht, zu unentspannt und zu anstrengend.
Mit Anfang 20 fühlte es sich ähnlich an, als ich mal in „den angesagten Hardcore-Super-Techno-Club“ mit der damals lautesten Anlage der Stadt mitgenommen wurde. Ich fühlte mich weder hip noch cool, sondern vor allem taub. Bitte nicht falsch verstehen, ich gönne jedem seine Freude und stehe niemandem im Wege, aber ich muss nicht jeden Trend mitmachen.
Ähnlich halte ich es mit den Kinder-Cafés.
Alternative Hauptbahnhof
Neulich haben der Junior und ich einen Wintertag alleine verbracht. Auch wenn wir locker 2 Stunden mit Lego und Duplo verbringen können, irgendwann muss man auch mal raus. Ich frage also worauf mein Sohn Lust hat und er sagt „Züge schauen!“. Optimal, Züge gibt‘s am Hauptbahnhof und der ist nicht weit.
Eine Dreiviertelstunde später sind wir da und mir wird bewusst, dass wir uns nicht nur am Hauptbahnhof, sondern auch in einem Kinder-Abenteuerparadies befinden. Klar, ich kann mich nicht mit der Nido und einem Café Latte hinsetzen und das Kind einfach machen lassen. Aber das ist mir auch nicht besonders wichtig, wenn ich mal einen ganzen Tag mit meinem Sohn verbringen kann.
Zuerst bestaunen wir den riesigen Weihnachtbaum im Eingangsbereich, der immer noch nicht abgebaut ist. Dann entdeckt mein Sohn hinter dem Service Point einen Schaffner, den er aus zahlreichen Eisenbahnbüchern kennt. Wir schauen nach, ob er auch eine Trillerpfeife hat und siehe da, er hat eine. Anschließend begeben wir uns zu den Fahrstühlen und fahren einmal von ganz unten bis nach ganz oben. Man kann aus dem Fahrstuhl bereits viele Passagiere mit Koffern beobachten, die zu ihren Bahnsteigen laufen. Als ich meinen Sohn frage, ob wir mal auf einen Bahnsteig gehen sollen um einen Zug aus der Nähe zu betrachten antwortet er mit leuchtenden Augen „Au ja Papa!“. Mir wird klar, dass hier gerade eine Kinderwelt aus Büchern und Hörspielen Realität wird und das ohne den Stress, der sonst mit einem Besuch am Hauptbahnhof verbunden ist.
Zur Stärkung kaufen wir uns Laugenbrezeln mit Apfelsaft und merken erst dann, dass bereits über zwei Stunden vergangen sind.
Ich glaube solche Ausflüge sind besonders für Väter geeignet, weil es ihnen nichts ausmacht einen Nachmittag auf dem Bahnhof zu verbringen, so lange das Kind glücklich ist. Vielleicht habe ich auch Unrecht, aber so kommt es mir zumindest vor.
Und es kommt natürlich auf den Bahnhof an. Hier haben wir tatsächlich das Glück einen ordentlichen, hellen und großen Hauptbahnhof mit mehreren Etagen zu haben.
Für diejenigen, die keinen schönen Bahnhof haben: Der nächste Ausflug in ein Kinder-Paradies, das offiziell gar keines ist, kommt bestimmt.
Nett geschreiben, wie alt ist denn dein Sohn wenn ich mal fragen darf?
Was für uns schon zum Alltag dazu gehört ist für kleinen hingegen völlkommen neu. Und da Sie alles wissen und sehen wollen wird man hier gefordert. Solche Eltern Cafes habe ich bisher noch nicht bei uns entdeckt. Muss mal geziehlt danach suchen.
Viele Grüße
Christian vom papacast