Wie ging es los mit dem Geschlecht „Mann“? Es war einmal…
…die Steinzeit
In dieser sehr frühen Zeit war es eher der „zufällige“ Vater. Es herrschte Unwissenheit im Bezug auf Familie und es gab kaum Kenntnisse über einen Zusammenhang von Zeugungsakt und Geburt.
…das Mittelalter und die Frühe Neuzeit
Der Mann nimmt in dieser Epoche eine pädagogische Funktion ein. Er gilt als “geistlicher Lehrer”. Es gibt nur geringe räumliche Trennung der Geschlechter: gemeinsame Arbeit mit Frauen (und Kindern) in Handwerk und der Landwirtschaft. Der Mann ist der “Herr” und wird als Erzeuger angesehen, da eine hohe Kindersterblichkeit vorherrscht. Der „Hausherr“ fungiert als „Aufklärer“, er ist Bestimmer und Deuter der Welt.
…die Industrialisierung
Der Mann geht hinaus ins feindliche Leben. Die züchtige Hausfrau waltet zuhause. Der Arbeitsmann gründet durch sein Tun und Handeln eine Familie, die durch seine Arbeit gesichert wird. Die Erziehung liegt ganz klar bei der Mutter.
…das 20. Jahrhundert | 1. Hälfte (1914-1945)
Der Vater ist zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Er ist wieder Krieger. Er nimmt in dieser Phase die Rolle des Soldaten und Beschützers ein.
Es kommt zu einer Art Trennung der Welten: Der Mann als Held auf dem Schlachtfeld, die Frauen zuhause gebären künftige Helden.
Doch zum Ende der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kommt es das erste Mal zu einem gewissen Bruch der Geschlechterrollen. Die steigende Frauenerwerbsarbeit im Krieg bringt die klassische Rollentrennung zum erodieren.
…das 20. Jahrhundert | 2. Hälfte (1945-1990)
Es ist die Hochphase des Vaters als Alleinverdiener. Er ist der familiär randständige Vater: fast schon „Zaungast”. Die Frau des Stahlarbeiters braucht nicht zu arbeiten! Die Selbstdefinition des Mannes: Erwerbsarbeit als Familienarbeit. Am Ende des 20. Jahrhundert kommt es zu immer mehr Brüchen: wachsende Arbeitslosigkeit und weibliche Bildungsexpansion sowie die Emanzipation und Selbstverwirklichung der Frau, führen zu steigenden Scheidungsraten. Der Mann wir nun als Zahlvater und die Vaterschaft als reine Alimentation gesehen.
…das 21. Jahrhundert
Die “neuen” Väter trauen sich aus der Deckung. Die Rollen werden komplett aufgebrochen und es kommt zu einer männlichen Identitätssuche. Es ist fast schon eine Krise, mit der sich der neue Papa konfrontiert sieht. Es wird so viel wie noch nie von ihm erwartet und verlangt: gut aussehen, viel Netto nach Hause bringen, lustig sein und ein liebevoller Papa. Daneben natürlich noch ein Knaller im Bett und im Haushalt anpacken. So sieht der Superpapa des 21. Jahrhunderts aus, oder ist er zum Hampelmann mutiert?
Ja, es gibt regelrechte Wettkämpfe um die Erweiterung der Rolle rund um den aktiven und fürsorglichen Vater. Jeder will besser sein als der andere, das liegt nun mal so in der Natur der Dinge, zumindest beim Mann… Der wickelt sein Kind, das kann ich auch. Guck mal, der geht sogar mit dem Kinderwagen allein raus, das mache ich jetzt auch immer sonntags, usw.
Das führt selbstverständlich zu einem Rollenkonflikt, denn, es werden nun Dinge durch den Vater übernommen und manchmal sogar besser erledigt, als es von der Mutter erwartet oder gewünscht ist. Ein enormes Streitpotential ist vorhanden mit dem sich die Eltern von heute auseinandersetzen müssen. Heute kann jeder, ob es Vater oder Mutter betrifft, fast jede Rolle einnehmen und auch ausführen, nur das ist etwas Neues, woran sich beide gewönnen müssen. Die klassischen „Rollen“ gleichen sich immer mehr an.
Das größte Problem: Es existieren kaum noch klare Absprachen über Verantwortlichkeiten. So kann es schnell dazu kommen, dass der eine Erwartungen hat, die nicht erfüllt werden oder das Gefühl aufkommt, ich mache mehr als Du! Eine alltägliche Erscheinung…
Ist es Zeit für ein neues Rollenmodell?: Keine Rollentrennung, sondern Rollennennung!
Mal sehen, wie die nächste Generation darüber denkt und wie die Rollenentwicklung voranschreitet…