Seit 3 Jahren bringe ich nun mein Kind (4) regelmäßig morgens in die Kita. Mittlerweile sind wir ein eingespieltes Team und genießen die gemeinsame Zeit zwischen Vater und Sohn. Das war aber nicht von Anfang an so. In diesem Artikel teile ich meine Erfahrungen und berichte davon, was mir geholfen hat, aus einer stressigen Aufgabe eine angenehme morgendliche Routine zu machen.
Nachdem unser Sohn in der Kita eingewöhnt war, haben wir uns das Hinbringen und Abholen aufgeteilt. Papa bringt hin, Mama holt ab. Unser Sohn war damals 15 Monate alt. Ich gebe zu, dass ich anfangs wenig Begeisterung für diese neue Aufgabe empfand. Oft mit einem Termin im Rücken, fand ich die wenig vorhersagbare neue morgendliche Routine sehr stressig: Anziehen, Autofahren, Umziehen, Abgeben, Winken, Puh…
Die Realität sah auch oft so aus: Protest, Anziehen, Geschrei, Autofahren mit Geschrei, Umziehen, Abgeben mit Geschrei (das brach mir das Herz), Puh…
Schnell war mir klar, dass ich das ändern möchte. Heute ist es anders und wir haben bereits im Auto eine Menge Spaß, hören unsere Lieblingsmusik oder die Kita Kabelsalat auf Radio Teddy. In der Umkleide der Kita überholen wir drei bis fünf Eltern. Dann rennt mein Sohn vor mir in die Spielräume und nicht selten bin ich es, der den Abschiedskuss einfordert und nicht mein Sohn. Ok, natürlich ist es nicht jeden Tag so einfach und beim Anziehen gibt es neuerdings unbekannte Diskussionen, aber das ist ein Thema für sich. Außerdem spielt das Alter des Kindes sicherlich auch eine Rolle.
Hier findet ihr die Dinge, die uns geholfen haben, aus dem Hinbringen zur Kita ein erfolgreiches Erlebnis zu machen. Vielleicht sind einige davon ja für andere Väter interessant.
Macht die Fahrt zur Kita zum Erlebnis
Wir fingen an, uns bereits beim Frühstück auf die Fahrt zur Kita zu freuen. Hierbei ist es eigentlich egal, ob man Auto, Fahrrad oder Kinderwagen fährt. Aus der Sicht eines Kindes, kann so eine Fahrt zu einem aufregenden Abenteuer werden.
Für uns wurden z.B. Müllautos, Laster oder Baustellen mit Kränen die spannenden Elemente auf dem Weg zur Kita. Und beim Frühstück fragten wir uns, was wir davon wohl heute sehen werden. Und wer es als erster sieht, usw…
Außerdem nehmen wir nicht immer denselben Weg. Mein Sohn liebt es, neue Strecken zu erkunden und auf anderen, ‚geheimen‘ Wegen zur Kita zu gelangen. Das ist zwar nicht immer der schnellste Weg, aber mehr als 5 Minuten extra haben wir noch nie gebraucht.
Musik auf der Fahrt
Mein Sohn liebt Musik im Auto. Von Rolf Zuckowski über Radio Teddy bis hin zur Kita am Kleistpark. Oder Hörspiele, wie Biene Maja, Tim im Urlaub oder Benjamin Blümchen. Ich gebe zu, dass ich persönlich einen anderen Musikgeschmack habe, aber den werfe ich für die kurze Fahrt zu Kita über Board. Wir hören, was er mag, gerne auch mal etwas lauter und machen dazu Party. Und wenn wir uns nicht entscheiden können, machen wir den Suchlauf des Radios an und lachen uns über das unterschiedliche ‚Gelaber‘ kaputt.
Gelegentliche Highlights
Diese Idee ist eher zufällig entstanden als mein Sohn 2 oder 3 Jahre alt wahr und es Sommer war. Wir hatten keinen Kaffee im Haus, ich war müde und hatte morgens etwas mehr Zeit als sonst. Die Mama war früher aus dem Haus gegangen und da saßen mein Sohn und ich an einem öden Frühstückstisch. „Wir könnten auch draußen frühstücken gehen“, meinte ich eher beiläufig und glaubte in dem Moment selber nicht wirklich daran. Mein Sohn war allerdings sofort Feuer und Flamme. „Ja, ja, ja Papa…“
Gesagt getan, wir hielten bei einem kleinen Café auf dem Weg zur Kita an. Papa bekam seinen Kaffee und der Sohn einen riesigen Keks mit Smarties. Das war damals eines der enspanntesten Frühstücke seit langem und davor waren hatten wir in Rekordzeit Schuhe und Pullover angezogen.
Seitdem machen wir das ungefähr alle 2 Monate und mein Sohn liebt es mit jedem Mal mehr.
Etwas für Notfälle
Natürlich ist auch bei uns nicht jeden Tag Sonnenschein. Gelegentlich läuft’s einfach nicht. Oder mein Sohn tut sich auf dem Weg zum Auto irgendwo weh, oder, oder, oder… Für derartige Notfälle habe ich eine Packung mit kleinen Traubenzuckern im Auto. Davon gibt es dann ausnahmsweise einen und so wird alles etwas erträglicher. Die letzte Packung hat fast ein ganzes Jahr gehalten 🙂
Abgeben in der Kita
Besonders am Anfang wollte mein Sohn nie, dass ich gehe und er in der Kita bleibt. Ich glaube das kennen alle. Eine logische Erklärung auf der Sachebene hilft hier erfahrungsgemäß wenig weiter: „Lieber Sohn, der Papa muss doch ganz schnell zur Arbeit, deswegen hör bitte auf zu weinen und freu Dich auf die Kita.“ Eigentlich klar, dass das Quatsch ist. Für mich gibt es im Grunde zwei Dinge, die funktionieren.
Es ist in jedem Fall gut ein Abschiedsritual zu etablieren. Bei uns war es das Winken aus einem Fenster, zu dem ich dann extra von außen noch mal hingegangen bin. Das macht den Abschied weniger abrupt. Aber was tun, wenn das Kind dazu keine Lust hat und stattdessen nur schreit? Ich habe es gehasst, ein schreiendes Kind in die Arme der Erzieher zu geben und das musste ich zum Glück in der ganzen Zeit nur 2 Mal machen.
Stattdessen kann man den Übergang auch noch anders erleichtern. Ganz oft habe ich mir von meinem Sohn etwas in seiner Gruppe zeigen lassen, bevor ich gegangen bin. Sei es die Baustelle vor dem Fenster, die Bauklötze, die Spiele oder was auch immer. Er war natürlich immer sehr stolz, dass dem Papa zeigen zu können und ich fand es auch tatsächlich interessant, womit sich mein Kind hier den Tag lang beschäftigt. Danach hat es sich für ihn viel natürlicher angefühlt gleich damit weiterzuspielen, auch wenn der Papa halt gehen muss.
Ich freue mich, falls Euch meine Tipps gefallen haben.
Was sind Eure Erfahrungen auf diesem Gebiet? Ich bin neugierig. Schreibt gerne einen Kommentar.
Toller Artikel. Beschreibt so ziemlich das, was ich mit meinem Sohn (2 Jahre, 8 Monate) tagtäglich erlebe/erfahre. Wir fahren allerdings zu 95% mit der U-Bahn und zwar eine ziemliche Strecke (Kaiserin-Augusta-Str. -> Spittelmarkt, U6 und U2). Das liegt daran, weil die Kita so relativ genau zwischen Arbeitsplatz von Mama (holt ab) und Papa (bringt) liegt. Bis auf wenige unangenehme, unfreundliche, rücksichtlose Zeitgenoss*innen kommen wir beide auch gut klar. Aufregend ist es alle mal – ein funktionierender ÖPNV allerdings Voraussetzung. Wir haben immer 2-3 kleine Bücher dabei. 1-2 Autos, Trinkflasche und Notfallsnack gehören ebenfalls zur täglichen Ausrüstung. Wenn alles nichts hilft und der Nervfaktor aller Beteiligten hoch ist, ist das Smartphone ein gefälliger „Ablenker“ (ja – ich mache so etwas!). K2 geht nun seit seinem 15. Lebensmonat in die Kita, zu 90% ist das Abgeben kein Problem. Unser Ritual: Nach dem Umziehen geht er versteckt hinter mir in den Gruppenraum – dann Küsschen und Tschüss. Läuft.
Fazit: Ich höre weniger Musik auf dem Arbeitsweg, habe dafür aber schon morgens viel Zeit mit meinem Kind.
Schöner Beitrag, danke dafür. Da werde ich sicher etwas übernehmen können. Unsere Kleine ist 7 Monate alt und mit diesen Tipps bin ich etwas besser gerüstet. 🙂
Gruß aus Hamburg
Peter