Neulich beobachte ich bei Rossmann folgende Szene…
Vor mir steht eine frisch gebackene Familie an der Kasse und läd gerade mehr Drogerieartikel aufs Band, als der Vater höchstwahrscheinlich vorher in seinem ganzen Leben gekauft hat. Dahinter legt seine Frau einen Stapel – ja einen Stapel! – Gutscheine aufs Band. Ihre Augen leuchten, als sie sagt: „Das lohnt sich heute richtig“.
Er schaut nun etwas genauer aufs Band, was sie da eigentlich kaufen. Beiläufig fragt er: „Wofür brauchen wir denn ein Hipp Gläschen mit Babybrei ab 4 Monate? Unser Kind ist erst 4 Wochen alt.“ Die Antwort kommt genauso schnell wie präzise und er erkennt sofort, dass hier ein vorher genau ausgetüftelter Plan verfolgt wird: „Der Gutschein läuft nächste Woche ab, wir kriegen 60% und der Brei ist 5 Monate haltbar, das lohnt sich.“
Dann fügt sie hinzu: „Und danach gehen wir zu DM, da habe ich noch mehr Gutscheine.“
Sein Gesicht sagt: „Hier läuft irgendwas komisch, aber da ich noch nicht genau weiß was, halte ich lieber den Mund…“
Ich muss lächeln und erinnere mich an diverse Gutscheine, die wir selber als frisch gebackene Familie eingelöst haben.
Vielleicht hängt es mit den diversen Eltern-Kind-Online-Communities zusammen, denen junge Eltern beitreten. Sie schicken einem in den Monaten rund um die Gebuhrt ständig Post – darin viele Hinweise, zum Teil widersprüchlich und vor allem jede Menge Gutscheine.
Ich behaupte aus heutiger Sicht nicht, dass ich das Thema Gutscheine und werdende Mütter komplett verstanden habe. Aber es gibt doch einige Dinge, die ich werdenden Vätern mit auf den Weg geben möchte.
Punkt 1 – Das Gutscheinsystem funktioniert
Glückwunsch an Pampers, Rossmann, DM, und alle anderen! Eure Gutscheinsysteme funktionieren. Ihr schickt werdenden und jungen Eltern Gutscheine und diese gehen in Eure Geschäfte und lösen sie ein. Dafür geben wir Euch unsere Emailadressen und die Geburtsdaten unserer Kinder. Und wahrscheinlich ist das alles gar nicht so schlimm, denn beide Seiten sind glücklich mit diesem System. Und wer nicht mitmachen will, muss ja auch nicht.
Punkt 2 – Es ist den Frauen sehr wichtig
In meinem Umfeld habe ich hauptsächlich Frauen beobachtet, die leidenschaftlich am Gutscheinsystem teilnehmen. Sie kennen sie das Marktsegment „Drogerien“ besser und haben gegenüber den Männern einen Vorsprung. Außerdem haben sie die größeren Portemonnaies, in die mehr Gutscheine reinpassen. Falls Ihr etwas anderes beobachtet habt, lasst es mich gerne wissen.
Und wenn die Frauen erst einmal mit dem Gutscheinsystem angefangen haben, dann ist es ihnen auch sehr wichtig. Und das sollte man(n) auch respektieren.
Punkt 3 – Macht mit oder mischt Euch nicht ein
Macht nicht den Fehler, den ich begangen habe. Vor der Akzeptanz des Gutscheinsystems standen bei mir Analyse und Rebellion. Ich kann Euch sagen, das lohnt sich nicht. Solche Aussagen bringen Euch nicht weiter, wenn den Partner erst mal die Gutschein-Leidenschaft gepackt hat.
„Dieses Produkt kaufst Du nur deswegen, weil Du 60% bekommst, aber wahrscheinlich werden wir es niemals brauchen.“
„Die Windeln von Pampers kriegen wir zwar 3 Euro billiger, aber damit sind sie trotzdem noch teurer als die von Rossmann.“
„Ich fahre doch nicht extra noch zu DM, nur um 1 Euro zu sparen.“
Punkt 4 – Es geht vorbei
Das schöne an dieser Thematik ist, dass es sich um ein temporäres Phänomen handelt. Nach ein paar Jahren gehört man nicht mehr zur Zielgruppe des Gutscheinsystems. Und wenn man keine Gutscheine mehr bekommt, werden auch keine mehr eingelöst. Wir kaufen heute wieder ganz normal bei der Drogerie unserer Wahl ein.
Feedback erwünscht
Jetzt bin ich natürlich gespannt, ob ihr ähnliches beobachtet habt und was Eure Meinung zu dem Thema ist. Schreibt gerne einen Kommentar.
Falls Euch der Artikel gefallen hat, freue ich mich über Weiterempfehlungen via Twitter und Co. Besonders für werdende Väter sollte das Thema interessant sein…
Oha … Leidensgenossen. Ich habe mittlerweile sogar soweit aufgegeben, dass wir Payback AmEx Kreditkarten besitzen. Die Punkte werden meist in Gutscheine bei DM umgemünzt.
Innerlich bekomme ich meistens einen Schreikrampf, weil Frauen hier offenbar sehr anfällig sind und sich dem dahinter stehenden Datamining nicht bewusst sind. Aber ich habe bei der Diskussion dazu verloren^^ „Wir sparen aber!“ Ende.
Ich hoffe wirklich, dass sich das irgendwann gibt.